Poster: The Ostensibles e. V.
Pressestimmen
Neue Osnabrücker Zeitung, 29th Nov 2015
von Tom Bullmann
Komödie „Season’s Greetings“ im Haus der Jugend
Osnabrück. Die englischsprachige Amateur-Theatergruppe „Ostensibles“ bringt zur Adventszeit einen herrlichen Schwank auf die Bühne des Hauses der Jugend, der die Wirrungen in einer typischen Familie der britischen Mittelschicht auf die Spitze treibt.
Es ist Weihnachten. Zeit für Besinnlichkeit und Harmonie. Die Familie Bunker trifft sich im Haus von Belinda und Neville mit Freunden, um zusammen das Fest zu verbringen. Doch schon bald stellt sich heraus: Hier brodeln unterschwellig diverse emotionale Vulkane. Die Frauen werden von bastelsüchtigen Männern oder beruflichen Verlierern vernachlässigt, der Onkel vor dem Fernseher ist Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Ruhestand (mit Dolch im Stiefel), der ziemlich naive Bernard versucht, die Kinderschar zu Weihnachten mit einem selbst geschriebenen Puppentheaterstück zu belustigen – da schneit ein junger Schriftsteller als Bekannter von Rachel, der verklemmten, jungfernhaften Schwester der Hausherrin Belinda, in die Szenerie.
„Seasons´s Greetings“ heißt der Schwank mit dieser Rahmenhandlung, den der renommierte britische Komödienschreiber Alan Ayckbourn 1980 schrieb. Gemäß der Tradition, vor Weihnachten etwas Lustiges auf die Bühne des Hauses der Jugend zu bringen, arbeitete das Ostensibles ‑Team seit Mai unter der Regie von Maria Horner an der Realisation des Stücks.
Obwohl alle fünf Szenen in derselben Kulisse spielen, haben Cheftechniker Hank Hancock und seine Crew alle Hände voll zu tun. Unterschiedliche Toneinspielungen, Tannenbäume, deren bunte Lämpchen per Fernsteuerung ein- und ausgehen sollen, die Beleuchtung verschiedener Bereiche im Haus der Bunkers – im Regieraum geht es so hoch her wie auf der Bühne.
Zwar muss Kristina Dold als Souffleuse, auf Englisch „Prompt“ genannt, den Darstellern bei der Premiere einige Male zu Hilfe kommen, doch das passiert in den besten Häusern. Außerdem muss man bedenken, dass es sich bei den Ostensibles um eine Amateur-Truppe handelt, deren Mitglieder nicht alle „Native Speaker“ sind, sondern ihr Englisch als Fremdsprache gelernt haben. Darsteller und Mitarbeiter hinter den Kulissen haben jedenfalls wieder einmal viel Freizeit und Nerven geopfert, um diese „Weihnachtsgrüße“ aufwendig zu inszenieren.
So darf also herzhaft gelacht werden, wenn die Frauen den jungen Schriftsteller Clive (Marcus Küdde) anbaggern oder der liebenswerte, aber ebenso tollpatschige Bernard (Colin Underhay) sein Puppentheater aufbaut, angefeindet von Uncle Harvey (Jürgen Buscher), dem misanthropischen, Waffen sammelnden Ex-Security-Mann, der mit zynischen Bemerkungen ununterbrochen schlechte Stimmung verbreitet. Ganz herrlich auch Belinda (Sandra Delgado), die sich Clive geradezu handfest an den Hals wirft, und Rachel (Andrea Lorenzetti), die ihren Kummer ob ihrer Jungfräulichkeit so herzzerreißend hinausheult.
Das Ostensibles-Team realisiert diese britische Farce auf Englisch „very charming“ – inklusive dem verhinderten Liebesspiel unterm Weihnachtsbaum.