
Poster: The Ostensibles e. V.
Pressestimmen
Neue Osnabrücker Zeitung, 9th June 2013
von Tom Bullmann
Situationskomik mit feinen Spitzen: Osnabrücker Theatergruppe „Ostensibles“ zeigt Wilde-Stück
Osnabrück. Nachdem die englischsprachige Theatertruppe „Ostensibles“ das Publikum vor zwei Jahren mit „An Ideal Husband“ schon einmal mit einem Stück des irischen Schriftstellers Oscar Wilde überrascht hatte, inszenieren die Amateurschauspieler in diesem Jahr seine Komödie „The Importance of Being Earnest“. Offenbar werden die Darbietungen immer beliebter: Insgesamt wird das heitere Salonstück an vier Abenden aufgeführt.
Als jemand, dem das Englische nicht als Muttersprache geläufig ist, birgt Wildes Stück so manche Stolperfalle. Immerhin gehört der Autor zu den größten Vertretern britischer Literatur und pflegte einen elaborierten Code. So gehören Wörter wie „ward“ für das deutsche „Mündel“ oder „christening“ für die Zeremonie der „Taufe“ nicht gerade zum Schulenglisch. Allerdings ist es für das Verständnis des Stücks nicht nötig, diese Worte zu verstehen. Zwar entgeht einem die eine oder andere idiomatische Feinheit des Sprachwitzes, doch die Handlung erschließt sich auch ohne perfektes Englisch.
Hauptprotagonisten sind ein gewisser John Worthing und ein Algernon Moncrieff, zwei junge Engländer, die jeweils ein Doppelleben führen: Landbewohner Worthing erfindet einen Bruder, um sich in London unerkannt vergnügen zu können, Städter Moncrieff schlüpft in die Rolle des Bunbury, um sich incognito auf dem Land zu verlustieren. Bald kommt es zu Verstrickungen, als beide sich in junge Frauen verlieben, die sie ehelichen möchten. Robert Muil und Simon Harst spielen die beiden Dandys überzeugend mit all der Situationskomik und den feinen Spitzen gegen die britische High Society des 19. Jahrhunderts. Auch Miriam Breuer in der Rolle der von Worthing angebeteten Gwendolen Fairfax und Lara Lamping als dessen Mündel Cecily Cardew, in die sich Moncrieff verliebt, kommen lebendig und bunt schillernd rüber.
Wer das Stück nicht kennt, für den hat der Autor am Schluss noch eine handfeste Überraschung auf Lager. Es wird ein amüsant-kritisches Bild von den gesellschaftlichen Konventionen und der Fremdbestimmtheit des Individuums mit den entsprechenden Auflehnungstendenzen gezeichnet.