Pressestimmen
Neue Osnabrücker Zeitung, 29th Nov 2011
von Tom Bullmann
Die „Ostensibles“ spielen Oscar Wilde
Osnabrück. Da hat sich die englischsprachige Theatertruppe „Ostensibles“ einer immensen Herausforderung gestellt: Als achte Produktion haben sich die Amateurschauspieler das Stück „An Ideal Husband“ von Oscar Wilde vorgenommen. „Es ist der ambitionierteste und auch längste Text, den wir bisher zur Aufführung gebracht haben“, sagt Regisseur Stephen Swann. So galt es bei der Premiere am Samstag, konzentriert dem dialoglastigen Bühnengeschehen zu folgen, das insbesondere Denise Tiefenthaler, Robert Muil und Marcus Küdde mit Leben erfüllen.
Erstaunt stellt der Zuschauer fest, dass die Thematik, mit der Oscar Wilde vor mehr als hundert Jahren seine Komödie befeuerte, heute noch topaktuell ist: Ein Politiker aus der zweiten Reihe nutzt seine Position, um einen Bekannten mit Insiderinformationen aus Regierungskreisen zu füttern. Der macht daraufhin mit Suez-Kanal-Aktien ein Vermögen und auch den unmoralischen Politiker Sir Robert Chiltern zum reichen, angesehenen Mann. Sein verwerfliches Tun scheint Chiltern knapp 20 Jahre später zum Verhängnis zu werden: Die intrigante Mrs Cheveley versucht ihn zu erpressen, fällt aber aufgrund der Intervention von Lord Arthur Goring und ihrer eigenen unehrenhaften Vergangenheit auf die Nase.
Um Ethik und Ehre, um Schuld und Vergebung geht es in dem Stück. Und um den Snobismus der Londoner Upper Class. Überzeugend spinnt Denise Tiefenthaler als Lora Cheveley ihre Intrige gegen den hilflosen Sir Robert (Marcus Küdde). Robert Muil geht in seiner Rolle als dandyhafter, aber loyaler Lord Goring auf, und für prächtige Unterhaltung sorgt Lord Caversham, gespielt von Graham Chipperfield, der als gebürtiger Brite die idiomatischen Feinheiten der Dialoge besonders gut bewältigt.
Weitere Aufführungen von „An Ideal Husband“: heute und morgen jeweils um 19.30 Uhr im Haus der Jugend.